Ein eigenes Buch schreiben: der „Twist“ und seine Bedeutung

Sie möchten erfolgreiche Bücher schreiben? Dann vergessen Sie eines nicht: unterhalten und überraschen Sie Ihre Leser! Wenn ich die häufigste Fehlerquelle angehender Autoren nennen sollte, so ist das Versäumnis, am Ende einer Story eine überraschende Wendung zu zaubern: den Twist! (Ein Gastbeitrag von Ha. A. Mehler)

Wenn ein angehender Autor damit Schwierigkeiten hat, so sollte er ein paar Romane der Krimiautorin Agatha Christie studieren – der Meisterin des Twists. Ihre Twists bestehen gewöhnlich darin, dass sie den Leser lange Zeit den Falschen verdächtigen lässt. Erst ganz am Ende kommt er, der Twist: der Mörder war gar nicht der Gärtner!

Ein Buch ohne Twist ist wie ein Witz ohne Pointe

Wenn ein Autor einen Luftballon in seinem Roman fliegen lässt, so kann der Twist darin bestehen, dass plötzlich ein Bursche nach einem Luftgewehr greift, auf den Ballon schießt – und heraus regnen zahllose 1000-Dollar-Scheine, mit denen der Held, der sich immer edel verhalten hat, absolut nicht gerechnet hat.

Wenn der Leser am Schluss eines Buches aufgrund eines Twists nicht völlig von den Socken ist, hat der Autor seinen Job nicht erledigt. Er hat geschlampt. Er hat keine wirklich überraschende Wendung eingebaut.

Untersuchen wir dieses interessante Stückchen Schreibtechnik noch ein wenig genauer.

Es ist klug, nicht nur mit Schluss-Twists zu arbeiten, sondern auch mit Zwischen-Twists, vor allem bei längeren Stücken. Man kann am Ende sogar mit Doppel-Twists operieren. Dann kippt die Handlung sogar zweimal um.

Im „Hexer“, einem Stück des unvergessenen Krimiautors Edgar Wallace, existieren am Schluss sage und schreibe sieben Twists!

Aber bleiben wir beim einfachen Schluss-Twist. Die ganz hohe Schule besteht natürlich darin, den Schluss-Twist raffiniert vorzubereiten, aber so, dass er nicht vom Leser erraten werden kann. Er darf eine Ahnung haben, eine Vermutung, in welche Richtung sich eine Story bewegen wird … aber der Autor verschleiert den Schluss-Twist immer wieder.

Persönlich betrachte ich einen guten Twist regelrecht als intellektuelle Herausforderung. Sprich, wenn ich einen mittelmäßigen Krimi angeschaut habe, dessen Schluss-Twist enttäuschend ist oder der gar über keinerlei Twist verfügt, überlege ich mir, rein aus Spaß an der Freud, wie man einen wirklich guten Twist hätte zaubern können.
Erfahrene, gute Autoren arbeiten immer mit Twists, nicht nur im Krimi. Twists entscheiden darüber, ob der Leser am Schluss enttäuscht – oder begeistert ist.

Der Twist ist also des Pudels Kern. Hieran scheitern die meisten Autoren – nicht nur Newcomer, nebenbei bemerkt.

Passende und unpassende Twists

Aber es wäre falsch, nur um einen Twist zu zaubern, die Handlung einfach völlig unmotiviert in eine beliebige andere Richtung gehen zu lassen.
Etwa nach dem Motto: Harry Potter versucht, einem bösen Geist zu bekämpfen, aber plötzlich erscheint aus dem Nichts eine große Schildkröte, auf der davon reiten kann.
Ein solcher Twist wäre albern.

Ist ein Twist völlig an den Haaren herbeigezogen, ist der Leser enttäuscht. Der Autor hat nie vorher über eine Schildkröte gesprochen – und plötzlich erscheint sie aus dem Nichts.

Ein idealer Twist sollte also erstens eine gewisse Logik besitzen, auch wenn ihn der Leser selten oder nie erraten kann, und zweitens völlig überraschend sein.
Nur das ist ein 66.000-Dollar-Twist!

Drittklassig: der Twist aus heiterem Himmel

Es gibt einen hübschen Fachausdruck für einen drittklassigen Twist: Man benutzt einen „Deus ex machina“.
Im antiken Theater bezeichnete man damit eine Göttergestalt, die mit Hilfe einer mechanischen Vorrichtung plötzlich erschien und einen Konflikt mir-nichts-dir-nichts löste, sie erschien sozusagen wie ein Blitz am blauen Himmel, trat einfach auf den Plan und änderte die Handlung in die gewünschte Richtung.

Der Gott aus der Maschine (so die wörtliche Übersetzung des Ausdrucks) ist jedoch eine reichlich dürftige Idee, um einen Konflikt zu lösen und einen Twist herbeizuführen.
Später bezeichnete deshalb dieser Ausdruck einen plötzlich erscheinenden Helfer, der ein wenig unmotiviert auf den Plan trat und die Handlung in die gewünschte Richtung weiter trieb.
Hieran erkennt man, dass selbst die intelligentesten Federfuchser manchmal Probleme damit haben, einen echten Twist zu zaubern, der mindestens zwei Kriterien erfüllt – das Kriterium einer gewissen Logik und des Unvorhersehbaren.

Mit den besten Wünschen, von Feder zu Feder, Ihr
Ha. A. Mehler

P.S. Gibt es noch einen Twist zu dem Thema des Twistes?
Durchaus! Man kann diese Fähigkeit, Twist zu zaubern, systematisch erlernen!
Wer mehr in Erfahrung bringen will, wie man hervorragende Romane und Geschichten schreibt, kann mich auf dieser Webseite besuchen.

Und wer es wirklich ernst meint mit dem Schreiben, sollte am besten bei mir einen Schreibkurs belegen. Klicken Sie dazu einfach hier!

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