Sie erzählen in Ihrem Buch eine Geschichte, weil Sie damit etwas mitteilen wollen. Sie bedienen sich dabei einer Reihe von Werkzeugen: Protagonisten, Dialoge, Wendungen, Kulissen und Zeitebenen. Dass Sie diese Werkzeuge benutzen, ist gut und unumgänglich für eine Geschichte. Aber die Werkzeuge sagen im seltensten Fall etwas über den Kern des Buches aus – und genau dieser Kern gehört in den Klappentext! (Aktualisiert am 11.6.2016)
Eine beliebte urbane Legende erzählt, dass der legendäre Apple-Boss Steve Jobs gerne während der Liftfahrt zum nächsten Stockwerk zufällig eingestiegene Mitarbeiter befragte, woran sie denn gerade arbeiten würden – „So what have you done for Apple lately?“. Die Zeit mit dem Boss erlaubte in diesem Umfeld nur wenige Sekunden für die Antwort. War Jobs nicht überzeugt, feuerte er Mitarbeiter, sprengte Arbeitsgruppen und stellte Projekte ein.
Fieberhaft bereiteten sich in der Folge Arbeitsgruppen und Mitarbeiter auf solche möglichen „Elevator Pitches“ ein – jeder musste in einem Satz sicher und auf den Punkt gebracht erklären können, was er für Apple gerade Wichtiges leistete.
Fünf Sekunden, um das Interesse Ihres potentiellen Lesers zu wecken. Denn bei 300.000 eBooks im Shop ist das nächste nur einen Klick entfernt – und der Shop selbst schlägt immer wieder neue Bücher vor.
Können Sie in einem kurzen Satz Ihr Buch so erklären, dass Ihr potentieller Kunde nicht nur freiwillig ein paar Stockwerke mehr mitfahren – sondern sogar auf der Stelle Ihr Buch kaufen würde?
Ich habe über xtme.de inzwischen über 1.000 eBook-Promotions durchgeführt. Zehntausende interessierte Leser klickten auf den Link zu den beworbenen eBooks im Shop. Aber wie viel von ihnen kauften tatsächlich?
Die „Konversionsrate“ von eBooks variiert bei xtme.de von mäßigen 10 % bis grandiosen 50 % – das heißt, von hundert interessierten Lesern kauften bis zu fünfzig das empfohlene Buch!
Natürlich spielen der Bekanntheitsgrad des Autors, das Genre, die Anzahl guter Rezensionen und ein einladendes Cover eine große Rolle.
Aber was auch ganz eindeutig zu sehen ist: ein gut formulierter Klappentext, der ganz klar aussagt, um was es tatsächlich in diesem Buch geht; der nicht verschleiert und verdeckt; der den Kern der Geschichte auf den Punkt bringt – ein solcher Text verkauft!
So nicht!
Falls Ihr Klappentext aus einem lapidaren „Ein spannender Krimi“ besteht; falls Sie eine komplexe Synopse mit vielen Namen, Orten und Andeutungen präsentieren; falls Sie lediglich den Einstieg in Ihre Geschichte skizzieren und den wirklichen Kernpunkt der Handlung verschleiern; falls Sie gar nur eine kurze Leseprobe einfügen: dann verschenken Sie wertvolles Potential und verhindern unter Umständen den Kauf Ihres Buches.
Der Preis eines eBooks spielt eine untergeordnete Rolle in der Kaufentscheidung des Lesers – ich spreche hier von Büchern im „Indie Preissegment“ von 2,99 bis 4,99 €.
Tatsächlich geht es um etwas viel Wertvolleres: die Zeit des Lesers! Ein Leser widmet Ihrem Buch Stunden und Tage seiner ganz persönlichen Lebenszeit.
Sollten also Leser Ihr Buch nicht kaufen: dann ist das mit Sicherheit nicht aus dem „Geiz“ des Käufers abzuleiten. Sondern daraus, dass der Leser sich nicht sicher ist, ob er seine kostbare Freizeit auf Ihr Buch verwenden soll.
Der Kern einer Geschichte
Oft vermitteln Buchbeschreibungen – die so genannten „Klappentexte“ – komplexe Einstiege:
Als Chessy auf einer 30plus Party Albert trifft, den Ex von Laura, der jetzigen Frau von Chessy’s Chef Gregor, erfährt sie ein erschütterndes Geheimnis. Chessy fasst einen verwegenen Plan … doch sie bringt sich selbst damit in höchste Gefahr! Wem kann sie noch trauen?
Gefühlte achtzig Prozent der Mitfahrer sind mit diesem (erfundenen) Klappentext ausgestiegen. Viele Namen, Verbindungen und Entwicklungen können verwirren – und den tatsächlichen Kern der Geschichte erfolgreich vernebeln.
Vernebelung erzeugt im seltensten Fall Interesse!
Um was geht es wirklich in der Geschichte um Chessy: Liebe? Verrat? Mord? Was ist der Grundkonflikt, der Kern, um den sich alles dreht?
Der gesellschaftsrelevante Bezug
Es gibt Themen, die von großer gesellschaftlicher Relevanz sind. Dazu lesen Sie Zeitung, schauen Tagesschau und hören Menschen zu. Gentechnik, Klimaerwärmung, Migration, Großstadtsingles, Frauenquote, Krise in der Ukraine …
Enthält Ihre Geschichte einen gesellschaftsrelevanten Bezug? Sicher, es sei denn, Sie hätten sie schon vor dreißig Jahren geschrieben. Dann wird es nostalgisch und im „Elevator Pitch“ mit dem Leser vielleicht schwer vermittelbar.
In unserem Beispiel könnten mehrere gesellschaftsrelevante Themen aufscheinen: ist Chessy ein Großstadtsingle mit Bindungsangst? Hat sie jahrelang ihren Job in den Mittelpunkt ihres Lebens gestellt – und vielleicht trotzdem nie den gerechten Lohn dafür erhalten? Vielleicht geht es aber auch um gefährliche Gentechnik-Experimente?
Die Form der Geschichte
Ist Ihr Buch unterhaltend? Ängstigt es den Leser? Ist es lustig oder traurig? Ist es spannend oder entspannend angelegt? Lernt man etwas dabei?
Oft lese ich Rezensionen enttäuschter Leser, die eine leichte Liebeskomödie erwarteten und in ein veritables Drama gestoßen wurden; die sich die tiefgründige Behandlung eines schwierigen Themas wünschten und auf einen schnellen Krimi stießen. Schenken Sie dem Leser reinen Wein ein!
Ist die Geschichte um Chessy ein verstörendes Drama? Ein atemloser Thriller? Oder liest sie sich kuschelig an einem Leseabend mit Schokolade und einem Glas Wein?
Die Kulisse
Drei große Zeitebenen können einen Roman auszeichnen: die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft. Aber ob im alten Rom, im Berlin unserer Tage oder gleich hinter Alpha Centauri – stets geht es um menschliche Schicksale, einen emotionalen Grundkonflikt, einen gesellschaftsrelevanten Bezug auf das Heute und eine äußere Form als Komödie, Drama oder Krimi.
Beginnen Sie Ihren „Elevator Pitch“ also mit der Kulisse, verschleiern Sie den Kern!
Also: Wann und wo findet die Geschichte um Chessy statt? In den 80ern vor dem Mauerfall im geteilten Berlin? Heute in Düsseldorf? 2025 nach Erfindung der quantendislozierten Gentherapie?
Das Zielpublikum
Auch diese Information ist wichtig! Ob Kinder- Jugend- oder Erwachsenenliteratur: der Leser will wissen, wie stark er gefordert wird; ob dieses Buch „etwas für ihn ist“.
Richtet sich der Roman um Chessy an 16jährige Mädchen? An Frauen, die es nach dem Kindergroßziehen noch einmal wissen wollen? An Leser über 18?
Zusammenfassung
- Wenn Sie den Kern Ihrer Geschichte benennen können
- den gesellschaftsrelevanten Bezug
- den Ort und die Zeit der Handlung
- und dazu noch die Information geben, in welcher Form und für wen das Buch geschrieben ist
dann haben Sie die Grundelemente für einen „Elevator Pitch“. Denn nun könnte der Zuhörer neugierig werden, und erfahren wollen, wie die Geschichte tatsächlich abläuft.
Sie wollen durch diesen Prozess geführt werden? Vielleicht sogar einen „Elevator Pitch“ für ein Buch entwerfen, das Sie noch gar nicht geschrieben haben? Dann nutzen Sie den „Klappentext Generator“ auf eBookBoss!
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